Verkehrsunfallstatistik 2020: Auswirkungen der Corona-Pandemie

München, 18. Februar 2021 (stmi). Innenminister Joachim Herrmann hat heute die bayerische Verkehrsunfallstatistik 2020 vorgestellt. Das durch die Corona-Pandemie bedingte geringe Verkehrsaufkommen hat sich im vergangenen Jahr auch auf die Unfallbilanz ausgewirkt: 2020 kamen bei Verkehrsunfällen auf Bayerns Straßen 484 Menschen ums Leben, das sind 57 Unfallopfer weniger als 2019. „Das ist der niedrigste Stand der Zahl der Verkehrstoten seit Beginn der Unfallaufzeichnungen vor mehr als 65 Jahren,“ gab Innenminister Joachim Herrmann bekannt.

Weniger Unfälle und weniger Unfallopfer

Innenminister Joachim Herrmann neben Präsentationsbildschirm
© Bayerisches Innenministerium

Die Bayerische Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt 345.411 Verkehrsunfälle (2019: 416.611), das sind 17,1 Prozent weniger als 2019. Erfreulich ist nach Herrmanns Worten, dass die Zahl der Verletzten um 14,8 Prozent auf 57.179 und die Zahl der Getöteten um 57 auf 484 (2019: 541) zurückgegangen ist.

Ebenfalls positiv ist der Rückgang der Verkehrsunfälle mit LKW um 19,1 Prozent auf 14.127. Auch die Verkehrsunfälle, an denen Kinder beteiligt waren, sind um 10,3 Prozent auf 3.095 gesunken. Nicht nur hier machte sich die Pandemie bemerkbar: Aufgrund von Home-Schooling kam es auch zu einem deutlichen Rückgang der Schulwegunfälle um 36,7 Prozent auf 411.

Radunfälle um knapp 9,6 Prozent gestiegen!

Sorge bereitet dem Minister allerdings unter anderem die gestiegene Zahl an Radunfällen: „Pandemiebedingt waren im vergangenen Jahr mehr Radfahrer unterwegs. Bedauerlicherweise ist die Zahl der Radunfälle um 9,6 Prozent auf 19.212 und die Zahl der verletzten Radfahrer um 11,1 Prozent auf 18.006 gestiegen.“ Die Zahl der getöteten Radfahrer hingegen ist um 11,7 Prozent auf 68 gesunken. „Wir werden 2021 weiterhin hart daran arbeiten, die Verkehrssicherheit auf Bayerns Straßen zu erhöhen“, kündigte der Innenminister an. „Besonders wichtig ist mir, den Radverkehr noch sicherer zu machen. Dazu gehören auch verstärkte Kontrollen – vor allem von Radl-Rowdies, aber auch von Autofahrern, die keine Rücksicht auf Radler nehmen.“

Trotz weniger Verkehr mehr Motorradunfälle!

Ebenfalls besorgniserregend ist die Zahl der tödlichen Motoradunfälle. „Trotz Corona-Pandemie sowie vieler polizeilicher und straßenbaulicher Maßnahmen haben wir hier einen Anstieg um 7,8 Prozent auf 125 (2019:116),“ teilte Herrmann mit. Dabei sind 127 Motorradfahrer gestorben, 11,4 Prozent mehr als im Vorjahr (114). „Rund jeder vierte getötete Verkehrsteilnehmer war mit dem Motorrad unterwegs,“ verdeutlichte der Innenminister. „Das ist mehr als bedenklich!“

Geschwindigkeit nach wie vor Hauptursache für tödliche Unfälle

Raser lassen sich laut Herrmann von der Corona-Pandemie offenbar nicht einbremsen, eher im Gegenteil: 2020 war zu hohe und nicht angepasste Geschwindigkeit die Ursache für 143 und damit rund 31 % aller tödlichen Verkehrs­un­fälle (2019: 136). Die Zahl der dabei ge­töteten Per­sonen stieg im Vergleich zum Vor­jahr um sechs auf 147 (2019: 141). 97, also knapp zwei Drittel der Verun­glück­ten, starben trotz des insge­samt geringeren Verkehrsaufkommens we­gen zu hoher Geschwindigkeit bei Un­fällen auf Landstraßen. „Zu hohe Geschwindigkeit ist damit nach wie vor die Hauptursache für tödliche Verkehrsunfälle“, fasste Herrmann zusammen. „Die Bayerische Polizei wird deshalb die Tempolimits noch intensiver kontrollieren.“ Bei Geschwindigkeitsverstößen hat die Bayerische Polizei im vergangenen Jahr 320.032 Anzeigen erstattet und 693.154 Verwarnungen ausgesprochen.

Weiterentwicklung des Verkehrssicherheitsprogramms für mehr Sicherheit

Insgesamt zeigt die Unfallstatistik 2020: Bayern ist bei der Verkehrssicherheitsarbeit auf dem richtigen Weg. Doch wir ruhen uns nicht auf unseren Erfolgen aus. So erarbeitet das Bayerische Innenministerium gemeinsam mit dem Verkehrsministerium und den Partnern der Verkehrssicherheit ein neues Verkehrssicherheitsprogramm 2030. Damit werden Strategien und Maßnahmen zielgerichtet weiterentwickelt mit dem Ziel, die Verkehrssicherheit in Bayern weiter zu erhöhen und vor allem schwere oder gar tödliche Verkehrsunfälle bestmöglich zu vermeiden.